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Purpur brauchte 10.000 Schnecken für ein Gramm Farbstoff. Genauso funktioniert echte Unternehmenstransformation: Keine Abkürzungen, nur geduldiges Sammeln schwacher Signale und deren Verdichtung zu etwas Wertvollem. Ein IT-Dienstleister wurde durch diesen Prozess vom Betreiber zum Innovationstreiber. Die meisten wollen Wasserfarbe. Aber wenn Du Purpur willst, musst Du bereit sein zu tauchen.
Audio-Summary des Beitrags
Der Moment, der alles veränderte
Sonntagmorgen. Kaffee dampft. Ein zufälliger Link in meinem Feed: "Wie die Phönizier Purpur gewannen."
Normalerweise scrolle ich weiter. Diesmal nicht.
Was ich las, traf mich wie ein Blitz: Taucher holten Murex-Schnecken aus dem Mittelmeer. 10.000 Stück. Für ein einziges Gramm Purpur. Der Schleim der Schnecken – durchsichtig, scheinbar wertlos. Erst durch Sonne und Zeit verwandelte er sich in das wertvollste Pigment der Antike.
Mein Kaffee wurde kalt. Ich starrte auf den Bildschirm.
Das war keine historische Kuriosität. Das war meine Arbeit. Das war Unternehmenstransformation in ihrer reinsten Form.
Die brutale Wahrheit über Transformation
Nach Jahren in der Strategieberatung hatte ich eine ernüchternde Beobachtung gemacht: Die meisten Organisationen scheitern nicht an mangelndem Wissen. Sie scheitern an der Synthese.
Entweder haben sie Klarheit ohne Mut – sie wissen genau, wohin sie müssen, trauen sich aber nicht, loszugehen. Das nenne ich "Nur Blau".
Oder sie haben Mut ohne Richtung – wilde Aktionismen, disruptive Impulse, aber keine klare Vision. Das ist "Nur Rot".
Beides führt nirgendwohin.
Purpur entsteht nur durch die Verschmelzung von beidem. Apollinische Klarheit trifft auf dionysischen Mut. Struktur umarmt Transformation. Strategische Selbstüberwindung beginnt genau hier – in der Synthese der Gegensätze.
10.000 Schnecken – oder: Der Preis echter Veränderung
Die antiken Purpur-Produzenten kannten keine Abkürzungen. Keine Life-Hacks. Keine "5 einfache Schritte zum perfekten Purpur".
Nur den brutalen, ehrlichen Prozess:
- Tauchen in die Tiefe
- Sammeln dessen, was andere übersehen
- Geduldig verdichten
- Auf den Moment der Transformation warten
Genau das ist strategische Arbeit auf höchstem Niveau.
Wir tauchen nach schwachen Signalen – in der Vergangenheit Deiner Organisation, in den Resonanzen der Gegenwart, in den Echos möglicher Zukünfte. Wie Schneckenschleim sind diese Signale zunächst durchsichtig, scheinbar bedeutungslos.
Was sind diese schwachen Signale konkret?
- Der eine Satz in der Kantine, der immer wieder fällt: "Bei uns macht doch jeder sein eigenes Ding"
- Die Excel-Tabelle, die jede Abteilung anders führt – obwohl es ein teures ERP-System gibt
- Der Kunde, der sagt: "Ihr seid gut, aber irgendwie auch austauschbar"
- Die besten Talente, die nach zwei Jahren gehen – immer mit demselben Grund
- Die Innovation, die im Pilotprojekt stecken bleibt – zum fünften Mal
Einzeln betrachtet: Schneckenschleim. Zusammengenommen: Der Rohstoff für Purpur.
Vom IT-Betreiber zum Innovationstreiber: Ein Purpur-Prozess
Ein führender deutscher IT-Dienstleister erlebte genau diese Transformation. Jahrelang gefangen im "Nur Blau" – excellente Prozesse, perfekte Dokumentation, höchste Sicherheitsstandards. Aber auch: austauschbar, reaktiv, gefangen in der Commodity-Falle.
Die 10.000 Schnecken? Jedes Detail zählte: Die Art, wie über Projekte gesprochen wurde. Die Energie in Strategiemeetings. Die unausgesprochenen Potenziale. Schwache Signale, die in ihrer Verdichtung eine klare Botschaft formten: "Wir könnten so viel mehr sein."
Mit dem Echo-Framework tauchten wir systematisch:
- Vergangenheit: Welche ungenutzten Kompetenzen schlummerten in der Historie?
- Gegenwart: Wo entstanden bereits innovative Ansätze – nur keiner sah sie?
- Zukunft: Welche Marktveränderungen kündigten sich in schwachen Signalen an?
Die 10.000 Schnecken sind dabei metaphorisch zu verstehen: Es geht nicht um die Quantität der Gespräche, sondern um die Qualität der Beobachtung. Manchmal reicht ein einziges tiefes Gespräch, um zehn schwache Signale zu entdecken. Manchmal braucht es wochenlange Beobachtung, um das eine entscheidende Muster zu erkennen.
Der Verdichtungsprozess dauerte Monate. Kein Quick-Win. Keine Abkürzung. Aber dann kristallisierte sich das Purpur heraus: Die Transformation vom IT-Betreiber zum Innovationstreiber der digitalen Transformation.
Nicht mehr nur Systeme betreiben. Sondern Zukunft gestalten. Mit Technologie, strategischer Beratung und datengetriebener Wertschöpfung. Das war ihr Purpur – die Synthese aus technischer Exzellenz (Blau) und visionärem Mut (Rot).
Warum die meisten Wasserfarbe wählen
Hier die unbequeme Wahrheit: Die meisten wollen kein Purpur.
Sie wollen schnelle Lösungen. Best Practices. Blaupausen. Copy-Paste-Strategien. Das ist wie Wasserfarbe – dünn, billig, schnell aufgetragen. Und genauso schnell wieder abgewaschen.
"Change Management neu gedacht" bedeutet zu verstehen: Es gibt keine Transformation ohne Selbstüberwindung. Keine Innovation ohne das Loslassen des Bewährten.
Purpur ist anders. Es verlangt:
- Den Mut, wirklich in die Tiefe zu gehen
- Die Geduld, den Prozess nicht abzukürzen
- Die Bereitschaft, 10.000 Mal zu tauchen, wenn es das braucht
- Das Vertrauen, dass aus dem Unsichtbaren das Wertvollste entsteht
Nicht jeder ist bereit für diesen Preis. Und das ist okay.
Die Synchronizität des Zufalls
An jenem Sonntagmorgen wurde mir klar: Das war kein Zufall. Es war Synchronizität – wenn das Universum Dir einen Spiegel vorhält.
Meine Akzentfarbe war schon immer Purpur gewesen. Nicht aus ästhetischen Gründen – sondern weil Purpur die Synthese ist: Rot und Blau verschmelzen zu etwas Neuem. Dionysischer Mut trifft auf apollinische Klarheit.
Aber erst durch diese Geschichte verstand ich die tiefere Dimension: Es reicht nicht, Rot und Blau zu mischen. Man muss bereit sein, 10.000 Schnecken zu sammeln. Die Synthese ist kein Zufall – sie ist das Ergebnis eines brutalen, ehrlichen Prozesses.
Keine Beratung machen. Purpur gewinnen.
Das wurde zu meinem Mantra. Nicht Prozesse optimieren, sondern in die Tiefe tauchen. Nicht Trends hinterherlaufen, sondern die schwachen Signale verdichten, die schon da sind.
Der Verdichtungsprozess: So entsteht Dein Purpur
Nach hunderten Transformationsprojekten hat sich ein Muster herauskristallisiert:
Phase 1: Das Sammeln (Wochen 1-4)
- Gezielte Tiefeninterviews mit Schlüsselpersonen
- Beobachtung der ungefilterten Realität
- Sammlung aller Widersprüche, Spannungen, ungenutzten Potenziale
Phase 2: Das Sortieren (Wochen 5-8)
- Muster erkennen in den schwachen Signalen
- Resonanzpunkte identifizieren
- Erste Verdichtung zu strategischen Echos
Phase 3: Die Synthese (Wochen 9-12)
- Der abduktive Sprung: Was will hier entstehen?
- Die Verschmelzung von Klarheit und Mut
- Das Purpur wird sichtbar
Phase 4: Die Aktivierung (Ab Woche 13)
- Der dionysische Sprung: Vom Erkennen zum Handeln
- Erste Experimente mit der neuen Identität
- Die Organisation beginnt, ihre neue Farbe zu leben
Keine Abkürzungen. Aber ein erprobter Weg.
Dein Purpur wartet schon
Hier die gute Nachricht: Dein Purpur existiert bereits.
Es schlummert in den Echos Deiner Organisation. In den Geschichten, die keiner mehr erzählt. In den Widersprüchen, die alle ignorieren. In den schwachen Signalen, die auf eine mögliche Zukunft hindeuten.
Die Frage ist nicht, ob es da ist.
Die Frage ist: Bist Du bereit für die 10.000 Schnecken?
Bereit, wirklich zu tauchen? Den langen, ehrlichen Weg zu gehen? Die Synthese aus Klarheit und Mut zu wagen?
Deine ersten 10 Schnecken: Eine praktische Übung
Diese Woche kannst Du beginnen. Nicht mit 10.000, sondern mit 10 Schnecken:
- Höre eine Woche lang wirklich zu – in Meetings, in der Kantine, in Flurgesprächen
- Notiere jeden Satz, der Dich stutzen lässt
- Sammle die Widersprüche zwischen dem, was gesagt und was getan wird
- Identifiziere drei Muster, die sich wiederholen
- Frage Dich: Was wäre, wenn diese schwachen Signale wichtiger sind als alle Strategiepapiere?
Nach einer Woche hast Du Deine ersten 10 Schnecken. Noch kein Purpur. Aber der Anfang eines Prozesses, der alles verändern kann.
Wenn Du dabei Begleitung suchst, wenn Du jemanden brauchst, der mit Dir taucht und verdichtet – dann lass uns über Deine Transformation sprechen.
Nicht über Wasserfarbe. Über Purpur.
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