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Die Generation Z (ab Jahrgang 1997) fordert keine schöneren Purpose-Statements, sondern radikale Authentizität. Sie durchschaut die Dissonanz zwischen dem, was Unternehmen behaupten, und dem, was sie tatsächlich tun. Die „Purpose-Falle" entsteht, wenn Organisationen versuchen, Sinnhaftigkeit für einen Markt zu designen, statt aus ihrem echten Kern heraus zu handeln. Identität ist die dynamische Schnittmenge aus gelebten Taten und strategischem Anspruch – nicht das, was auf der Karriereseite steht. Die Gen Z ist kein Problem, das es zu lösen gilt, sondern ein Spiegel, der zeigt: Die meisten Unternehmen haben ihr „Wer" längst verloren. Der einzige Weg zur Resonanz führt über radikale Klarheit über die eigene Identität – auch wenn diese unbequem ist. Identität schlägt Vision. Immer.
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Was ist die Generation Z? Die Fakten zuerst
Die Generation Z (auch Gen Z genannt) umfasst alle Jahrgänge von etwa 1997 bis 2012. Wer ab 1997 geboren wurde, gehört zur Gen Z – die ältesten sind heute Mitte 20 und längst im Arbeitsmarkt angekommen. Diese Generation unterscheidet sich fundamental von den Millennials (geboren 1981-1996): Sie sind mit Smartphones aufgewachsen, haben 9/11 meist nur als historisches Ereignis erlebt und wurden durch Klimakrise, Pandemie und soziale Umbrüche geprägt.
Die häufigste Frage – über 289.000 Menschen googeln sie jeden Monat – lautet: "Bin ich ein Millennial oder Gen Z?" Die Antwort ist einfach: Jahrgang vor 1997 = Millennial. Ab 1997 = Gen Z.
Die schiere Masse dieser Suche zeigt etwas Entscheidendes: Menschen suchen verzweifelt nach Zugehörigkeit, nach einer Kategorie, in die sie passen. Aber die wichtigere Frage lautet anders.
Denn das ist nicht die Frage, die zählt.
Die relevante Frage für Euer Unternehmen ist nicht "Was will die Gen Z?" oder "Wie manage ich Gen Z-Mitarbeitende?". Die relevante Frage ist: Warum durchschaut diese Generation Eure Purpose-Masken so mühelos und was sagt das über Euch?
Ihr steht um einen Tisch. Bunte Post-its, Whiteboard-Marker, guter Kaffee. Ein Berater orchestriert. Es fühlt sich an wie ein Workshop. Aber es ist ein Begräbnis.
Ihr beerdigt gerade Euer "Wer" – und nennt es "Purpose-Findung".
Das Ziel: Die Generation Z "abholen", die lautstark nach "Sinnhaftigkeit" verlangt.
Das Problem: Es ist eine Lüge.
Die Generation Z, mit ihrem radikalen Authentizitätsanspruch, ist die erste Generation, die diese "Parade der (un-)perfekten Worte" in Echtzeit entlarvt. Sie durchschauen "Purpose-Washing" mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der sie durch Feeds scrollen.
Ihr Problem ist nicht die Gen Z. Ihr Problem ist die Annahme, man könne Purpose für einen Markt designen.
Ein designter Purpose ist die vornehmste Form der Selbstverleugnung.
Dieser Artikel ist kein Ratgeber, wie man die Gen Z managed. Er ist ein Spiegel, der die einzige Frage zurückwirft, die wirklich zählt: Wer seid Ihr?
Die Purpose-Falle: Wie gute Absichten zur Maske werden
Der Druck ist real. Die Gen Z will wissen, wofür ein Unternehmen steht. Die typische Reaktion? Ein Workshop. Man einigt sich auf wohlklingende Adjektive: "mutig", "nachhaltig", "menschzentriert". Man formuliert ein "Warum", das auf die Karriereseite passt.
Das ist keine Geburt. Es ist eine Bestattung.
Ihr beerdigt gerade Euren wahren Kern, Euer "Wer". Denn ein Purpose, der als Antwort auf eine Marktanforderung designt wird, ist kein Kompass. Er ist eine Maske.
Masken halten nicht stand, wenn der Druck steigt. Die Gen Z spürt die Dissonanz zwischen dem, was Ihr sagt (die Maske) und dem, was Ihr tut (die Realität). Nicht als Analyse. Als instinktives Unbehagen. Als fehlendes Vertrauen.
Was, wenn Euer Kern nicht "nachhaltig", "agil" und "menschzentriert" ist? Was, wenn Euer Kern "rücksichtslos effizient", "brutal ehrlich" oder "elitär" ist?
Die tantin-Antwort: Gut.
Radikale Klarheit über einen "hässlichen" Kern ist unendlich wertvoller als eine "schöne" Lüge. Die Gen Z wird ein Unternehmen, das sagt "Wir sind rücksichtslos effizient, weil wir das komplexeste Problem der Welt lösen wollen", ernster nehmen als ein Unternehmen, das "Menschzentriertheit" plakatiert, aber bei der ersten Krise alle entlässt.
Authentizität ist nicht "Schönheit". Authentizität ist Kongruenz zwischen Worten und Taten, wenn beide denselben Puls haben.
Gen Z als Spiegel: Der radikale Authentizitäts-Filter
Hören wir auf, die Gen Z als Problem zu sehen. Sehen wir sie als das, was sie ist: der unbestechlichste Filter, den Euer Unternehmen je hatte.
Diese Generation ist in einer Abfolge globaler Krisen aufgewachsen. Sie hat gelernt, dass Worte billig sind. Sie verlangt nicht nach schöneren Worten, sie verlangt nach Kongruenz.
Die Gen Z fordert nicht "Purpose" – sie fordert Identität.
Sie fordert nicht "Work-Life-Balance" – sie fordert Respekt vor der Realität.
Sie fordert nicht "Feedback" – sie fordert Resonanz und radikale Klarheit.
Die Gen Z ist der Zündfunke, der die Druckkammer Eures Stillstands zur Explosion bringt. Sie legen den Finger exakt dorthin, wo es wehtut: auf die Lücke zwischen dem, was Ihr sein wollt (die Maske) und dem, was Ihr seid (der Kern).
Was ist typisch für Gen Z? Die falsche Frage
Die Frage "Was ist typisch für Gen Z?" ist eine Falle. Sie verleitet Dich dazu, diese Generation als Problem zu kategorisieren, das man mit der richtigen HR-Strategie "lösen" kann. Typisch für diese Generation ist nicht ihre Kleidung, ihre Apps oder ihre Spotify-Playlists.
Typisch ist ihre strukturelle Röntgenblick-Fähigkeit. Sie haben erlebt, wie Institutionen versagen, wie Versprechungen brechen, wie Narrative kollabieren. Die Frage "Warum ist die Gen Z so depressiv?" wird oft gestellt – aber sie offenbart mehr über die fragenden Unternehmen als über die Generation selbst.
Die Gen Z ist nicht depressiv, weil sie schwach ist. Sie ist desillusioniert, weil sie klar sieht. Sie sieht die Lücke zwischen Nachhaltigkeits-Claims und Lieferketten. Zwischen "People First"-Kultur und toxischen Führungskräften. Zwischen Purpose-Statements und Quartalsdenken.
Sie sieht die Dissonanz zwischen gelebten Taten und strategischem Anspruch – und genau diese Dissonanz ist das, was Identität zerstört. Denn Identität ist nicht das, was Ihr auf die Karriereseite schreibt. Identität ist die dynamische Schnittmenge aus dem, was Ihr tatsächlich tut, und dem, was Ihr sein wollt.
Das ist kein Generationen-Problem. Das ist ein Spiegel-Problem. Und dieser Spiegel zeigt: Die meisten Organisationen haben ihr "Wer" längst verloren.
Von der Maske zum Kern: "Wer" ist die einzige Währung
Das ist die tantin-Haltung: Anders statt besser.
Macht keine besseren Purpose-Workshops. Stellt eine andere Frage.
Stoppt die Frage: "Welchen Purpose müssen wir formulieren, damit die Gen Z bei uns arbeiten will?"
Startet die Frage: "Wer sind wir – so ungeschminkt und ehrlich, dass wir die Resonanz erzeugen, die wir verdienen?"
Identität ist die dynamische Schnittmenge aus gelebten Taten und strategischem Anspruch. Es ist nicht das, was Ihr auf die Karriereseite schreibt. Es ist das, was Eure Entscheidungen über Jahrzehnte beweisen. Was Ihr wählt, wenn niemand zuschaut. Was Ihr opfert, wenn es darauf ankommt.
Jede Strategie, jedes Produkt und jede Stellenausschreibung ist strategischer Müll, wenn sie nicht aus einem klaren "Wer" entspringt. Nur wenn Euer "Wer" (Eure Identität) definiert ist, wird Euer "Warum" (Euer Purpose) glaubwürdig.
Identität schlägt Vision. Immer.
Der Sprung: Von der Kosmetik zur Substanz
Stell Dir vor, morgen im Führungskreis. Jemand fragt: "Was ist unser Purpose?"
Du antwortest nicht mit dem polierten Slogan von der Website. Du sagst die Wahrheit. Die unbequeme, ungeschminkte Wahrheit über das, was Euch antreibt. Über das, wofür Ihr Menschen wirklich entlasst oder befördert. Über das, was Ihr wählt, wenn niemand zuschaut.
Die Stille im Raum wird unangenehm. Manche nicken. Manche starren auf den Tisch. Einer sagt: "Das können wir doch nicht so sagen."
Das ist der Moment. Die Schwelle. Der Sprung.
Du kannst zurück zur Maske. Du kannst weitermachen mit den wohlklingenden Lügen, die alle beruhigen und niemanden bewegen.
Oder Du sagst: "Warum nicht? Es ist die Wahrheit. Und genau die Menschen, die wir wollen, werden uns dafür respektieren."
Das ist kein theoretischer Moment. Das ist der Moment, in dem Strategie von Papier in Realität übergeht. Wo aus Kosmetik Substanz wird.
Die Frage ist nicht, ob dieser Moment kommt. Die Frage ist, ob Du bereit bist, wenn er da ist.
Was jetzt zu tun ist
- Stoppt die Parade: Sagt alle "Purpose-Design"-Meetings ab. Sofort.
- Startet den Abstieg: Beginnt die ehrliche, schmerzhafte Arbeit an Eurem "Wer". Fragt nicht, was der Markt will, sondern was Euer unumstößlicher Kern ist.
- Haltet die Stille aus: Wenn Ihr Euer wahres "Wer" sendet, werden 99% abgeschreckt sein. Das ist nicht der Klang des Scheiterns. Es ist der Klang Eures Filters bei der Arbeit. Die Übrigen – vielleicht sogar die Talente der Gen Z, die Ihr sucht – werden mit radikaler Loyalität antworten.
Hört auf, einen Purpose für die Gen Z zu finden. Findet Euren Kern.
Der Rest ist Resonanz.
Bereit für den Abstieg? Dann lass uns nicht über die Gen Z reden, sondern über Dein Wer.
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Häufig gestellte Fragen
Was ist die Generation Z (Gen Z)?
Die Generation Z umfasst alle Jahrgänge von etwa 1997 bis 2012. Wer ab 1997 geboren wurde, gehört zur Gen Z. Sie unterscheiden sich von Millennials durch ihre digitale Native-Erfahrung und wurden durch Klimakrise, Pandemie und soziale Umbrüche geprägt.
Bin ich ein Millennial oder Gen Z?
Jahrgang vor 1997 = Millennial. Ab 1997 = Gen Z. Die Generation Z folgt direkt auf die Millennials und wurde in eine vollständig digitalisierte Welt hineingeboren.
Was ist die "Purpose-Falle" im Kontext der Generation Z?
Die 'Purpose-Falle' ist der Versuch von Unternehmen, einen 'Purpose' gezielt für externe Anforderungen zu designen. Dieser 'designte Purpose' ist oft nur eine Maske und keine echte Identität. Die Gen Z, die radikale Authentizität fordert, durchschaut dies sofort.
Warum durchschaut die Gen Z "designte" Purpose-Versprechen so leicht?
Die Generation Z ist in Krisen aufgewachsen und hat einen extrem hohen Anspruch an Authentizität. Sie spüren die Dissonanz zwischen dem, was ein Unternehmen sagt und dem, was es tut. Sie agieren als unbestechlicher Filter für leere Versprechungen.
Was ist typisch für Gen Z im Arbeitskontext?
Typisch für Gen Z ist die Forderung nach Kongruenz zwischen Unternehmenswerten und tatsächlichem Handeln. Sie verlangen nicht nur Purpose, sondern echte Identität. Work-Life-Balance wird durch Respekt vor der Realität ersetzt, Feedback durch Resonanz.
Was ist der Unterschied zwischen 'Purpose' und 'Identität'?
Identität (WER) ist der unumstößliche, innere Kern einer Organisation. "Purpose" (WARUM) ist die Mission, die aus diesem Kern entspringt. Eine glaubwürdige Mission kann nur aus einer klaren Identität abgeleitet werden. Identität schlägt Vision.
Ist radikale Klarheit über einen unbequemen Kern besser als ein schöner Purpose?
Ja. Radikale Klarheit und Kongruenz sind wertvoller als eine schöne Lüge. Ein Unternehmen, das ehrlich zu seinem wahren Kern steht, erzeugt echte Resonanz. Ein designter, aber falscher Purpose erzeugt nur Rauschen.
Eigene Keyword-Recherche (2025): via Sistrix
Pew Research Center (2019): Defining generations: Where Millennials end and Generation Z begins
Über den Autor

Constantin Melchers
Gründer von tantin Consulting – einem Think & Do Tank für strategische Selbstüberwindung.
Strategie beginnt für ihn nicht mit Antworten, sondern mit der richtigen Frage.
Sein Prinzip: anders statt besser.
Mit Wurzeln in der Philosophie und einem Blick fürs Wesentliche, begleitet er Organisationen durch Wandel – klar, mutig, wirksam.

