Momentum Mori – Strategisches Wachstum durch bewusstes Loslassen

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Constantin Melchers
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Letzes Update:
10.5.2025

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Momentum Mori nutzt das stoische Prinzip Memento Mori, um Unternehmen bewusst mit der Begrenztheit ihrer strategischen Möglichkeiten zu konfrontieren. Durch gezieltes Loslassen veralteter Geschäftsmodelle und den mutigen Schritt vom Nachdenken zur entschlossenen Handlung schafft Momentum Mori strategischen Raum für nachhaltiges Wachstum und Innovation.

Viele Organisationen unterschätzen oft die Dringlichkeit von Transformation und Innovation, indem sie annehmen, dass genügend Zeit bleibt, um notwendige Veränderungen vorzunehmen. Diese Haltung ist jedoch ein kritischer strategischer Fehler. Das Konzept Momentum Mori, abgeleitet vom klassischen stoischen Prinzip Memento Mori („Erinnere Dich an Deine Sterblichkeit“), fordert Organisationen dazu auf, sich aktiv und bewusst der Begrenztheit ihrer strategischen Möglichkeiten zu stellen. Diese Erkenntnis wird zur entscheidenden Ressource für nachhaltiges Wachstum.

Die Illusion der Zeit – Ein kritischer strategischer Fehler

Die weitverbreitete Vorstellung, dass unbegrenzt Zeit für strategische Anpassungen verfügbar ist, hemmt Organisationen. Diese Einstellung blockiert essenzielle Entscheidungen und führt dazu, dass bedeutende Chancen ungenutzt bleiben. Stell Dir vor, Dein Unternehmen erkennt zu spät, dass es eine wichtige technologische Entwicklung verpasst hat, und erlebt diese gefährliche Illusion am deutlichsten.

Strategische Endlichkeit als Chance nutzen

Momentum Mori betont, dass jede strategische Gelegenheit begrenzt ist. Das Bewusstsein über das Ende einer Möglichkeit erzeugt eine produktive Dringlichkeit, die Organisationen aus lähmender Unentschlossenheit herausführt und zu entschlossenem Handeln bewegt. Stell Dir vor, Dein Unternehmen erkennt die Notwendigkeit, heute eine entscheidende Maßnahme zu treffen, weil morgen bereits zu spät sein könnte.

Drei strategische Zeitfenster der Transformation

Jeder Transformationsprozess umfasst drei wesentliche Zeitfenster:

Schließendes Fenster

Welche Elemente musst Du bewusst aufgeben, bevor es zu spät ist?

Offenes Fenster

Welche aktuellen Chancen kannst Du unmittelbar nutzen?

Sich öffnendes Fenster

Welche schwachen Signale zeigen zukünftige Möglichkeiten auf?

Praktische Anwendung des Momentum Mori-Konzepts

Momentum Mori wird praktisch umgesetzt durch:

  • Strategische Sterbeurkunden: Bewusster und formeller Abschied von nicht mehr tragfähigen Produkten, Märkten oder Geschäftsmodellen.
  • Das 18-Monats-Manifest: Intensive Fokussierung auf zentrale Entscheidungen mit unmittelbarer Wirkung innerhalb eines festgelegten Zeitraums.
  • Transformationszyklen: Klar definierte zeitliche Abschnitte, in denen Reflexion und entschlossenes Handeln strategisch integriert sind.

Vom Nachdenken zur entschlossenen Handlung: Der dionysische Sprung

Die zentrale Stärke von Momentum Mori ist der Übergang von der strategischen Reflexion zur aktiven Umsetzung – der sogenannte dionysische Sprung. Dieser Moment beschreibt den Übergang von einer bewussten Wahrnehmung der Endlichkeit hin zu unmittelbaren, mutigen strategischen Entscheidungen. Stell Dir vor, Dein Unternehmen ergreift genau jetzt diese entscheidende Möglichkeit und öffnet so neue strategische Perspektiven.

Die transformative Macht des bewussten Loslassens

Die Fähigkeit, bewusst und gezielt Abschied von veralteten Geschäftsmodellen, Produkten oder Identitäten zu nehmen, ist entscheidend für eine nachhaltige und effektive Transformation. Bewusstes Loslassen schafft Platz für Innovationen und strategisches Wachstum. Stell Dir eine Organisation vor, die gezielt überholte Annahmen hinterfragt und dadurch neue, produktivere Wege entdeckt.

Drei strategische Reflexionsfragen für den Alltag

  1. Welche Entscheidungen würdest Du morgen treffen, wenn Du die Endlichkeit Deiner strategischen Möglichkeiten akzeptierst?
  2. Welche Aspekte der Identität Deiner Organisation müssen bewusst aufgegeben werden, um Raum für Neues zu schaffen?
  3. Wo kannst Du durch gezieltes Loslassen strategische Freiheiten gewinnen?

Momentum Mori macht aus strategischer Planung eine lebendige Praxis und nutzt die bewusste Auseinandersetzung mit Endlichkeit als Schlüssel zu dauerhaftem Erfolg.

Quellen

Aurelius, M. (2008): Selbstbetrachtungen, übers. v. Wilhelm Capelle, Stuttgart: Reclam (Universal-Bibliothek).

Seneca, L. A. (2004): Von der Kürze des Lebens. Übersetzt von Marion Giebel, Stuttgart: Reclam.

Nietzsche, F. (1883–1885/2019): Also sprach Zarathustra. München: dtv Verlag.

Taleb, N. N. (2013): Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. München: Knaus Verlag.

Rosa, H. (2016): Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp.

Heath, C. & Heath, D. (2013): Decisive: How to Make Better Choices in Life and Work. New York: Crown Business.

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