{ "@context": "https://schema.org", "@type": "FAQPage", "mainEntity": [ { "@type": "Question", "name": "Was ist eine Szenario-Matrix und warum wird sie in der Strategieplanung verwendet?", "acceptedAnswer": { "@type": "Answer", "text": "Eine Szenario-Matrix ist ein strategisches Planungsinstrument, das typischerweise drei mögliche Zukunftsverläufe abbildet: Best Case (optimistisches Szenario), Worst Case (pessimistisches Szenario) und Mid Case (realistisches Szenario). Unternehmen nutzen diese Methode, um sich auf unterschiedliche Entwicklungen vorzubereiten und strategische Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. Die klassische Szenario-Matrix vermittelt Führungskräften ein Gefühl von Kontrolle und Planbarkeit. Allerdings zeigt sich zunehmend, dass drei statische Szenarien der heutigen Komplexität nicht mehr gerecht werden. Disruptive Ereignisse wie COVID-19, geopolitische Krisen oder technologische Durchbrüche fallen regelmäßig durch das Raster dieser klassischen Methode. Resonanzbasierte Szenarioarbeit bietet hier einen dynamischeren Ansatz: Statt drei fixer Szenarien arbeitet sie mit iterativen Prozessen, die kontinuierlich schwache Signale aufnehmen und zu strategischen Handlungsoptionen verdichten." } }, { "@type": "Question", "name": "Warum reicht die klassische Best-Worst-Mid-Case Matrix nicht mehr aus?", "acceptedAnswer": { "@type": "Answer", "text": "Die klassische Szenario-Matrix versagt aus drei Gründen: Erstens erzeugt sie die Illusion der Vollständigkeit – drei Szenarien erwecken den Eindruck, alle Möglichkeiten abgedeckt zu haben, während echte Disruption meist außerhalb dieser drei Optionen liegt. Zweitens führt die Fokussierung auf den Mid Case zur selbsterfüllenden Prophezeiung: Ressourcen werden auf das 'wahrscheinlichste' Szenario ausgerichtet, während extreme aber mögliche Entwicklungen ignoriert werden. Drittens sind die Szenarien statisch – sie werden einmal erstellt und selten aktualisiert, während sich Märkte dynamisch verändern. Die 'vierte Tür' – jenes Szenario, das niemand erwartet – öffnet sich regelmäßig: Pandemien, KI-Durchbrüche, geopolitische Krisen. Antifragile Organisationen bereiten sich nicht auf drei bekannte Szenarien vor, sondern entwickeln die Fähigkeit, mit jeder unerwarteten Entwicklung umzugehen." } }, { "@type": "Question", "name": "Was ist resonanzbasierte Szenarioarbeit und wie funktioniert sie?", "acceptedAnswer": { "@type": "Answer", "text": "Resonanzbasierte Szenarioarbeit ist ein dynamischer Ansatz zur strategischen Planung, der Organisationen nicht auf drei fixe Szenarien vorbereitet, sondern antifragil macht. Statt statischer Spalten arbeitet diese Methode mit vier Säulen: 1. Szenario-Funnel: Ein iterativer Verdichtungsprozess, der mit hunderten möglichen Entwicklungen beginnt und diese zu strategischen Hebeln verdichtet – kontinuierlich aktualisiert statt einmalig erstellt. 2. Wild Cards: Systematisches Training für extreme, unwahrscheinliche aber mögliche Szenarien. 3. Szenario-Netzwerke: Abbildung komplexer Wechselwirkungen zwischen Technologie, Gesellschaft, Regulierung und Märkten. 4. Experimentelle Strategieentwicklung: Szenarien werden nicht nur durchdacht, sondern in kleinen, risikoarmen Umgebungen getestet. Das Ziel: Nicht Zukunft vorhersagen, sondern adaptive Strategiefähigkeit kultivieren." } }, { "@type": "Question", "name": "Was unterscheidet den Szenario-Funnel von der klassischen Szenario-Matrix?", "acceptedAnswer": { "@type": "Answer", "text": "Der fundamentale Unterschied liegt in der Denkweise: Die klassische Matrix ist ein Produkt – drei fertige Szenarien, die Planungssicherheit suggerieren. Der Szenario-Funnel ist ein Prozess – ein kontinuierlicher Lernzyklus, der Unsicherheit produktiv nutzt. Klassische Matrix: 3 statische Szenarien, einmalige Erstellung, Fokus auf Wahrscheinlichkeiten, Update alle 1-2 Jahre, erzeugt Kontrolle-Illusion. Szenario-Funnel: Dynamisches Spektrum, iterative Verdichtung, Fokus auf strategische Hebel, kontinuierliche Integration neuer Signale, erzeugt Antifragilität. Während die Matrix fragt 'Welche drei Zukünfte sind am wahrscheinlichsten?', fragt der Funnel 'Welche Muster zeigen sich bereits und was passiert, wenn sie sich verstärken?' Der Funnel öffnet den Möglichkeitsraum, statt ihn auf drei Optionen zu reduzieren." } }, { "@type": "Question", "name": "Wie kann mein Unternehmen von der Szenario-Matrix zur resonanzbasierten Szenarioarbeit wechseln?", "acceptedAnswer": { "@type": "Answer", "text": "Der Wechsel zur resonanzbasierten Szenarioarbeit erfolgt in drei Schritten: 1. Mindset-Shift: Akzeptiere, dass Zukunft nicht vorhersagbar ist – aber Du Deine Organisation darauf vorbereiten kannst, mit jeder Zukunft umzugehen. 2. Pilotprojekt starten: Beginne mit einer Wild-Card-Schmiede – einem Workshop, in dem Dein Team extreme, unwahrscheinliche Szenarien durchspielt. Dies trainiert kognitive Flexibilität. 3. Iterativen Funnel etablieren: Installiere einen kontinuierlichen Prozess zur Signalerfassung. Sammle schwache Signale aus unterschiedlichen Quellen, verdichte sie quartalsweise zu strategischen Erkenntnissen. Der Resonanzraum-Workshop bietet einen strukturierten Einstieg: Sechs Stunden intensiver Dialog, um die strategischen Echos Deiner Organisation freizulegen." } } ] }

Die Illusion der drei Türen: Warum Deine Szenario-Matrix Dich blind macht

Portrait von Constantin Melchers tantin Consulting UG
Lesezeit: 10 Minuten
|
Letztes Update:
13.10.2025

tl;dr

Es war einmal ein Reisender vor drei Türen. Best Case strahlte golden. Worst Case war schwarz wie die Nacht. Mid Case grau und "realistisch". Er berechnete Wahrscheinlichkeiten, entwickelte Strategien für jede Tür. Er fühlte sich sicher.

Doch die Zukunft ist nicht hinter drei Türen. Sie ist der Raum, der sich ständig neu faltet.

Genau das ist das Problem der klassischen Szenario-Matrix: Sie plant für drei bekannte Türen, während die vierte sich erst materialisiert, wenn niemand hinsieht. COVID-19, Ukrainekrieg, KI-Revolution – keines dieser Szenarien stand in irgendeiner Matrix. Die "vierte Tür" öffnet sich immer.

Resonanzbasierte Szenarioarbeit bereitet Dich nicht auf drei Szenarien vor, sondern macht Dich antifragil: Mit Szenario-Funnel sammelst Du kontinuierlich schwache Signale. Mit Wild Cards trainierst Du für das Undenkbare. Mit Szenario-Netzwerken bildest Du systemische Komplexität ab. Mit experimentellen Strategien lernst Du durch Prototyping statt Planung.

Die Frage ist nicht, welche Deiner drei Türen sich öffnet. Die Frage ist: Bist Du bereit für die vierte?

Audio-Summary des Beitrags

Es war einmal ein Reisender, der vor drei Türen stand. Die erste strahlte golden, mit der Aufschrift "Das Beste, was Dir passieren kann." Die zweite war schwarz wie die Nacht, beschriftet mit "Dein größter Albtraum." Die dritte, grau und unscheinbar, trug die Worte "Der wahrscheinliche Weg."

Der Reisende studierte alle drei Türen. Er berechnete Wahrscheinlichkeiten. Er entwickelte Strategien für jede Tür. Er fühlte sich vorbereitet. Kontrolliert. Sicher.

Was er nicht sah: Die vierte Tür. Die, die nicht im Raum war, als er eintrat. Die, die sich erst materialisierte, als er längst seine Wahl getroffen hatte. Die Tür, die keine Aufschrift trug, weil sie noch keinen Namen hatte.

Die Zukunft ist nicht hinter drei Türen. Sie ist der Raum, der sich ständig neu faltet.

Und trotzdem sitzen wir in Besprechungsräumen und starren auf Flipcharts mit drei ordentlichen Spalten: Best Case, Worst Case, Mid Case. Drei Türen. Drei berechenbare Zukünfte. Drei Lügen, die uns die Illusion von Kontrolle schenken.

Die Frage ist nicht, welche Tür Du wählst. Die Frage ist: Warum glaubst Du noch immer, es gäbe nur drei?

Der Komfort der Kontrolle und sein tödlicher Preis

Die klassische Szenario-Matrix ist das Beruhigungsmittel der strategischen Planung. Sie flüstert Dir zu: "Schau, wir haben an alles gedacht. Optimistisch, pessimistisch, realistisch. Was soll schon passieren?" Diese vermeintliche Vollständigkeit ist ihre größte Lüge.

Nassim Taleb nannte es den "ludic fallacy" – den fatalen Glauben, die Welt funktioniere wie ein Spiel mit bekannten Regeln und berechenbaren Wahrscheinlichkeiten. Deine Szenario-Matrix ist ein Kasino, in dem Du die Regeln kennst. Aber die Welt da draußen? Die spielt kein Poker. Die spielt russisches Roulette mit einem Revolver, dessen Kammerzahl niemand kennt.

Die drei tödlichen Fallen der klassischen Matrix

Falle 1: Die Tyrannei des Mittleren

Der Mid Case wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung. "Das ist das realistischste Szenario", sagt das Management und richtet alle Ressourcen darauf aus. Budgets, Strukturen, Strategien, alles optimiert für diese eine, "wahrscheinlichste" Zukunft.

Doch wer hat eigentlich entschieden, was wahrscheinlich ist? Die Vergangenheit. Eure Erfahrung. Eure blinden Flecken. Ihr plant für die Zukunft, die am meisten nach Gestern riecht.

Wie ein Segler, der seinen Kurs nach dem Wetter von gestern setzt.

Falle 2: Die Illusion der Vollständigkeit

Drei Szenarien erwecken den Eindruck, ihr hättet "alle Optionen" durchdacht. Best, Worst, Mid – was sollte es sonst noch geben? Diese trügerische Vollständigkeit macht blind für das Ungedachte, das Unvorstellbare, das Emergente.

COVID-19 stand explizit in keiner Szenario-Matrix. Der Ukrainekrieg auch nicht. Der plötzliche KI-Durchbruch Ende 2022? Fehlanzeige. Die Zukunft hat eine Vorliebe für das, was in Deinen drei Spalten nicht vorkommt.

Sie ist wie ein Gast, der uneingeladen durch die Wand kommt, statt durch eine Deiner drei Türen.

Falle 3: Statische Szenarien in dynamischen Zeiten

Ihr erstellt die Matrix einmal – vielleicht im Strategie-Offsite, vielleicht alle zwei Jahre in einem Update. Dann liegt sie in Schubladen und auf Servern, während sich die Welt weiterdreht. Die Szenarien altern wie Milch in der Sonne, aber niemand riecht es.

Währenddessen erzeugen schwache Signale längst neue Resonanzen, die in keiner Deiner Spalten ankommen. Du navigierst mit einer Karte von gestern durch die Stürme von morgen.

Wann hast Du zuletzt ein Szenario durchgespielt, das niemand für möglich hielt?

Heisenbergs Rache: Die Unschärfe der Zukunft

Werner Heisenberg bewies in der Quantenmechanik: Man kann nicht gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens exakt bestimmen. Je genauer Du das eine misst, desto unschärfer wird das andere.

Mit der Zukunft verhält es sich ähnlich. Je mehr Du versuchst, sie in präzise Szenarien zu pressen, desto mehr entgeht Dir ihre tatsächliche Dynamik. Die Detailverliebtheit Deiner Matrix erzeugt die Illusion von Kontrolle, während die wirklichen Kräfte der Veränderung unsichtbar bleiben.

Die klassische Szenario-Matrix sagt Dir, wo Du ankommen könntest (Best, Worst, Mid). Aber sie sagt Dir nicht, mit welcher Geschwindigkeit sich die Veränderung nähert. Sie zeigt Dir statische Zustände, aber keine Übergänge. Sie malt Landschaften, aber keine Erdbeben.

Sie ist wie ein Foto von Wellen – schön anzusehen, aber nutzlos, wenn Du surfen willst.

Was Du brauchst, ist keine schärfere Matrix. Was Du brauchst, ist ein Denken, das mit Unschärfe umgehen kann. Ein Denken, das nicht drei Türen plant, sondern lernt, in einem Raum zu tanzen, der sich ständig neu formt.

Resonanzbasierte Szenarioarbeit: Zukunft hören, bevor sie spricht

Stell dir Zukunft nicht als drei fixe Punkte am Horizont vor. Stell sie dir als Resonanzraum vor – ein lebendiges System, in dem Signale aus Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft miteinander schwingen.

Deine Aufgabe ist nicht, die "richtigen" drei Szenarien zu wählen. Deine Aufgabe ist, die Resonanzen zu hören, bevor sie zu Echos werden. Die schwachen Signale zu verstärken, bevor sie zu Schockwellen mutieren.

Vom Kontrollwahn zur strategischen Sensibilität

Resonanzbasierte Szenarioarbeit folgt einem fundamental anderen Prinzip:

Nicht: "Welche drei Zukünfte sind am wahrscheinlichsten?"
Sondern: "Welche Muster zeigen sich bereits jetzt und was passiert, wenn sie sich verstärken?"

Nicht: "Wie bereiten wir uns auf Best/Worst/Mid vor?"
Sondern: "Wie werden wir zu einer Organisation, die mit jeder Zukunft tanzen kann?"

Nicht: "Was wird passieren?"
Sondern: "Wer wollen wir werden, egal was passiert?"

Das ist der Unterschied zwischen Vorhersage und Vorbereitung. Zwischen Kontrolle und Antifragilität. Zwischen erstarren und transformieren.

Du baust nicht für drei bekannte Türen. Du lernst, in einem Raum zu existieren, der ständig neue Türen gebiert.

Die vier Säulen resonanzbasierter Szenarioarbeit

1. Der Szenario-Funnel: Zukunft als Prozess, nicht als Produkt

Vergiss die drei statischen Spalten. Der Szenario-Funnel versteht Zukunft als iterativen Verdichtungsprozess:

Phase 1: Weite öffnen
Sammle radikal. Alles, was denkbar ist. Hundert Entwicklungen, nicht drei. Nutze Schwellenfragen: "Was würde passieren, wenn...?" Lade bewusst das Absurde ein, das Unmögliche, das Unbequeme.

Öffne nicht drei Türen. Öffne den ganzen Raum.

Phase 2: Muster erkennen
Welche Signale resonieren miteinander? Wo verdichten sich schwache Hinweise zu starken Hypothesen? Hier kommt der abduktiver Sprung nach Peirce ins Spiel – die Kunst, aus Fragmenten kohärente Zukunftsbilder zu erschaffen.

Wie ein Taucher, der nach 10.000 Schnecken sucht, um ein Gramm Purpur zu gewinnen: Du sammelst schwache Signale, bis sie zu einer neuen Erkenntnis kristallisieren.

Phase 3: Verdichten und fokussieren
Nicht auf drei Szenarien. Sondern auf strategische Hebel, jene Faktoren, die unabhängig von der Zukunft Bedeutung haben. Was macht Dich stärker, egal welches Szenario eintritt?

Phase 4: Iteration
Der Funnel bleibt offen. Neue Signale fließen kontinuierlich ein. Szenarien werden nicht "fertig", sie entwickeln sich mit der Wirklichkeit.

Der Raum formt sich neu. Du formst Dich mit.

2. Wild Cards: Das Undenkbare denken lernen

In der Wild-Card-Schmiede machen wir etwas, das die meisten Organisationen fürchten: Wir nehmen das Unwahrscheinliche ernst.

Was, wenn morgen das Internet zusammenbricht? Was, wenn dein Hauptprodukt über Nacht illegal wird? Was, wenn Dein größter Kunde morgen Dein direkter Wettbewerber ist?

Wild Cards sind keine Angstmacherei. Sie sind ein Training für Antifragilität.

Stell Dir vor, Du trainierst einen Boxer. Du lässt ihn nicht nur gegen drei bekannte Gegner kämpfen. Du wirfst ihm Bälle zu, die er nicht sieht. Du änderst die Regeln mitten im Kampf. Du bereitest ihn nicht auf drei Szenarien vor – Du machst ihn bereit für alles.

Organisationen, die regelmäßig extreme Szenarien durchspielen, entwickeln zwei entscheidende Fähigkeiten:

  1. Kognitive Flexibilität – Du gewöhnst Dein Denken an Diskontinuität
  2. Optionalität – Du baust Handlungsspielräume auf, die in mehreren Zukünften wertvoll sind

Taleb hat es auf den Punkt gebracht: "Antifragile Systeme profitieren von Schocks." Aber dafür musst du die Schocks erst mal denken können.

Welches Undenkbare ignorierst Du gerade, weil es nicht durch eine Deiner drei Türen passt?

3. Szenario-Netzwerke: Komplexität abbilden statt reduzieren

Die klassische Matrix tut so, als wären Szenarien unabhängig voneinander. Best Case, Worst Case, Mid Case – drei parallele Universen ohne Berührungspunkte.

Die Realität ist ein Netzwerk.

Technologieentwicklungen beeinflussen gesellschaftliche Werte. Gesellschaftliche Werte beeinflussen regulatorische Frameworks. Regulatorische Frameworks beeinflussen Marktstrukturen. Marktstrukturen beeinflussen Technologieentwicklungen.

Es sind nicht drei separate Türen. Es ist ein Raum voller miteinander verbundener Durchgänge.

Szenario-Netzwerke machen diese Wechselwirkungen sichtbar:

  • Welche Entwicklungen verstärken sich gegenseitig?
  • Welche neutralisieren sich?
  • Wo entstehen Kipppunkte?
  • Welche schwachen Signale könnten zu Dominosteinen werden?

Statt drei isolierter Szenarien erschaffst Du ein lebendiges System möglicher Zukünfte, in dem Du navigieren lernst. Du verstehst nicht nur einzelne Türen, Du verstehst die Architektur des sich wandelnden Raums.

4. Experimentelle Strategieentwicklung: Lernen statt Planen

Hier wird es spannend: Hör auf, Zukunft zu planen. Fang an, sie zu ertasten.

Resonanzbasierte Szenarioarbeit endet nicht bei Gedankenexperimenten. Sie überführt Szenarien in kontrollierte Experimente:

  • Szenario-Prototyping: Teste Strategien in kleinen, risikoarmen Umgebungen
  • Strategische Pivots: Baue bewusst Wendepunkte in Deine Strategie ein
  • Learning Loops: Jedes Experiment generiert neue Signale für den Szenario-Funnel

Du entwickelst nicht eine Strategie für eine wahrscheinliche Zukunft. Du kultivierst adaptive Strategiefähigkeit für vielfältige mögliche Zukünfte.

Wie ein Jazz-Musiker, der nicht eine Melodie perfektioniert, sondern lernt, mit jedem Rhythmus zu improvisieren.

Das ist der dionysische Sprung, nicht perfekt planen, sondern mutig experimentieren. Nicht die richtige Tür wählen, sondern lernen, in jedem Raum zu tanzen.

Von der Matrix zur Metamorphose

Lass uns ehrlich sein: Die klassische Szenario-Matrix wird nicht verschwinden. Zu tief sitzt der Komfort des Kontrollierbaren. Zu verlockend die Illusion der Vollständigkeit. Zu beruhigend die Vorstellung von drei bekannten Türen.

Aber Du kannst etwas anderes tun. Du kannst aufhören, ihr zu glauben.

Du kannst die Matrix als das sehen, was sie ist: Ein Werkzeug, das in stabilen Zeiten funktionierte. Ein Beruhigungsmittel für Organisationen, die Planbarkeit über Anpassungsfähigkeit stellten. Ein Relikt aus einer Welt, in der Zukunft noch die Höflichkeit besaß, sich an Wahrscheinlichkeiten zu halten.

Diese Welt existiert nicht mehr.

Was heute zählt, ist nicht, wie genau Du drei Szenarien durchdacht hast. Was zählt, ist, wie schnell Du mit dem vierten, fünften, hundertsten umgehen kannst – mit jenem Szenario, das niemand kommen sah.

Resonanzbasierte Szenarioarbeit macht Dich nicht schlauer. Sie macht Dich beweglicher. Sie gibt Dir keine besseren Antworten. Sie gibt Dir bessere Fragen. Sie liefert Dir keine Sicherheit. Sie liefert Dir Antifragilität.

Sie lehrt Dich nicht, die richtige Tür zu wählen. Sie lehrt Dich, in einem Raum zu existieren, der sich ständig neu erschafft.

Der Resonanzraum wartet

Der Reisende vor den drei Türen hat eine Wahl getroffen. Er ist durch eine der Türen gegangen. Best, Worst oder Mid – spielt keine Rolle mehr.

Was zählt, ist, dass er nie die vierte Tür kommen sah. Die, die sich hinter ihm materialisierte. Die, die ihn hätte transformieren können, hätte er nur gelernt, nicht in Türen zu denken.

Die Zukunft kommt. Sie wird überraschen. Sie wird herausfordern. Sie wird anders sein, als alle Deine Szenarien vorhergesagt haben. Sie wird nicht durch eine Deiner drei Türen kommen. Sie wird den Raum selbst neu formen.

Die Frage ist nicht, ob Du darauf vorbereitet bist. Die Frage ist, ob Du vorbereitet bist, nicht vorbereitet zu sein.

Organisationen, die das verstehen, entwickeln eine neue Qualität strategischer Arbeit. Sie hören Echos, bevor andere das Geräusch erkennen. Sie springen, während andere noch debattieren, ob der Abgrund wirklich da ist. Sie werden zu dem, was Nietzsche den "Tänzer auf dünnem Eis" nannte – beweglich, wachsam, lebendig.

Sie verwandeln sich von Architekten fester Türen zu Choreografen im sich wandelnden Raum.

Bereit für den Sprung?

In der Wild-Card-Schmiede schmieden wir Szenarien, die andere für unmöglich halten – und verwandeln das Undenkbare in Deine strategischen Optionen. Wir tauchen gemeinsam nach den 10.000 schwachen Signalen, die in keiner Matrix auftauchen.

Und wir bereiten Dich vor auf Zukünfte, die noch keinen Namen haben. Auf Türen, die sich erst materialisieren, wenn Du aufhörst, nur drei zu erwarten. Auf Räume, die sich neu formen, wenn Du lernst, mit Unschärfe zu tanzen.

Denn Transformation beginnt nicht mit besseren Antworten. Sie beginnt damit, die richtigen Fragen zu stellen.

Die Frage ist nicht, welche Deiner drei Türen sich öffnet.
Die Frage ist: Bist Du bereit für die vierte?

Häufig gestellte Fragen

Was ist eine Szenario-Matrix und warum wird sie in der Strategieplanung verwendet?

Eine Szenario-Matrix ist ein strategisches Planungsinstrument, das typischerweise drei mögliche Zukunftsverläufe abbildet: Best Case (optimistisches Szenario), Worst Case (pessimistisches Szenario) und Mid Case (realistisches Szenario). Unternehmen nutzen diese Methode, um sich auf unterschiedliche Entwicklungen vorzubereiten und strategische Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen.

Die klassische Szenario-Matrix vermittelt Führungskräften ein Gefühl von Kontrolle und Planbarkeit. Allerdings zeigt sich zunehmend, dass drei statische Szenarien der heutigen Komplexität nicht mehr gerecht werden. Disruptive Ereignisse wie COVID-19, geopolitische Krisen oder technologische Durchbrüche fallen regelmäßig durch das Raster dieser klassischen Methode. Resonanzbasierte Szenarioarbeit bietet hier einen dynamischeren Ansatz: Statt drei fixer Szenarien arbeitet sie mit iterativen Prozessen, die kontinuierlich schwache Signale aufnehmen und zu strategischen Handlungsoptionen verdichten.

Warum reicht die klassische Best-Worst-Mid-Case Matrix nicht mehr aus?

Die klassische Szenario-Matrix versagt aus drei Gründen: Erstens erzeugt sie die Illusion der Vollständigkeit – drei Szenarien erwecken den Eindruck, alle Möglichkeiten abgedeckt zu haben, während echte Disruption meist außerhalb dieser drei Optionen liegt. Zweitens führt die Fokussierung auf den Mid Case zur selbsterfüllenden Prophezeiung: Ressourcen werden auf das "wahrscheinlichste" Szenario ausgerichtet, während extreme aber mögliche Entwicklungen ignoriert werden. Drittens sind die Szenarien statisch – sie werden einmal erstellt und selten aktualisiert, während sich Märkte dynamisch verändern.

Die "vierte Tür" – jenes Szenario, das niemand erwartet – öffnet sich regelmäßig: Pandemien, KI-Durchbrüche, geopolitische Krisen. Antifragile Organisationen bereiten sich nicht auf drei bekannte Szenarien vor, sondern entwickeln die Fähigkeit, mit jeder unerwarteten Entwicklung umzugehen.

Was ist resonanzbasierte Szenarioarbeit und wie funktioniert sie?

Resonanzbasierte Szenarioarbeit ist ein dynamischer Ansatz zur strategischen Planung, der Organisationen nicht auf drei fixe Szenarien vorbereitet, sondern antifragil macht. Statt statischer Spalten arbeitet diese Methode mit vier Säulen:

1. Szenario-Funnel: Ein iterativer Verdichtungsprozess, der mit hunderten möglichen Entwicklungen beginnt und diese zu strategischen Hebeln verdichtet – kontinuierlich aktualisiert statt einmalig erstellt.

2. Wild Cards: Systematisches Training für extreme, unwahrscheinliche aber mögliche Szenarien. Organisationen lernen, das Undenkbare zu denken und Handlungsoptionen für Disruption zu entwickeln.

3. Szenario-Netzwerke: Abbildung komplexer Wechselwirkungen zwischen Technologie, Gesellschaft, Regulierung und Märkten – statt isolierter Einzelszenarien.

4. Experimentelle Strategieentwicklung: Szenarien werden nicht nur durchdacht, sondern in kleinen, risikoarmen Umgebungen getestet. Strategien werden zu lernenden Systemen statt statischen Plänen.

Das Ziel: Nicht Zukunft vorhersagen, sondern adaptive Strategiefähigkeit kultivieren.

Was unterscheidet den Szenario-Funnel von der klassischen Szenario-Matrix?

Der fundamentale Unterschied liegt in der Denkweise: Die klassische Matrix ist ein Produkt – drei fertige Szenarien, die Planungssicherheit suggerieren. Der Szenario-Funnel ist ein Prozess – ein kontinuierlicher Lernzyklus, der Unsicherheit produktiv nutzt.

Klassische Matrix: 3 statische Szenarien → einmalige Erstellung → Fokus auf Wahrscheinlichkeiten → Update alle 1-2 Jahre → erzeugt Kontrolle-Illusion.

Szenario-Funnel: Dynamisches Spektrum → iterative Verdichtung → Fokus auf strategische Hebel → kontinuierliche Integration neuer Signale → erzeugt Antifragilität.

Während die Matrix fragt "Welche drei Zukünfte sind am wahrscheinlichsten?", fragt der Funnel "Welche Muster zeigen sich bereits und was passiert, wenn sie sich verstärken?" Der Funnel öffnet den Möglichkeitsraum, statt ihn auf drei Optionen zu reduzieren – und bleibt permanent geöffnet für die "vierte Tür".

Wie kann mein Unternehmen von der Szenario-Matrix zur resonanzbasierten Szenarioarbeit wechseln?

Der Wechsel zur resonanzbasierten Szenarioarbeit erfolgt in drei Schritten:

1. Mindset-Shift: Akzeptiere, dass Zukunft nicht vorhersagbar ist – aber Du Deine Organisation darauf vorbereiten kannst, mit jeder Zukunft umzugehen. Erkenne die Grenzen Deiner aktuellen Matrix an, ohne sie sofort zu verwerfen.

2. Pilotprojekt starten: Beginne mit einer Wild-Card-Schmiede – einem Workshop, in dem Dein Team extreme, unwahrscheinliche Szenarien durchspielt. Dies trainiert kognitive Flexibilität und deckt blinde Flecken auf, ohne bestehende Prozesse zu gefährden.

3. Iterativen Funnel etablieren: Installiere einen kontinuierlichen Prozess zur Signalerfassung. Sammle schwache Signale aus unterschiedlichen Quellen, verdichte sie quartalsweise zu strategischen Erkenntnissen und leite daraus experimentelle Strategien ab.

Der Resonanzraum-Workshop bietet einen strukturierten Einstieg: Sechs Stunden intensiver Dialog, um die strategischen Echos Deiner Organisation freizulegen und erste Transformationsschritte zu identifizieren.

Quellen

Über den Autor

Portrait von Constantin Melchers tantin Consulting UG

Constantin Melchers

Gründer von tantin Consulting – einem Think & Do Tank für strategische Selbstüberwindung.

Strategie beginnt für ihn nicht mit Antworten, sondern mit der richtigen Frage.

Sein Prinzip: anders statt besser.

Mit Wurzeln in der Philosophie und einem Blick fürs Wesentliche, begleitet er Organisationen durch Wandel – klar, mutig, wirksam.

Mehr erfahren
|
Substack Icon

Inhaltsverzeichnis