Dead Horse Theory – Warum Unternehmen tote Pferde weiterreiten und wie Resonanz den Unterschied macht

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Constantin Melchers
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Lesezeit: 4 Minuten
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Letzes Update:
19.5.2025

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Die Dead Horse Theory beschreibt, wie Unternehmen an gescheiterten Strategien festhalten, obwohl die Realität längst dagegen spricht. Fehlende strategische Resonanz verhindert, dass Unternehmen rechtzeitig handeln. Der Artikel zeigt anhand von Beispielen wie Kodak und Nokia, welche gravierenden Folgen dies haben kann, und präsentiert IBM als positives Beispiel dafür, wie strategische Resonanz und rechtzeitiges Handeln langfristigen Erfolg sichern.

Das tote Pferd als Metapher organisationaler Ignoranz

Kennst Du die „Dead Horse Theory“? Sie besagt einfach und prägnant: „Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.“ Klingt logisch, nicht wahr? Dennoch verhalten sich viele Unternehmen völlig gegenteilig: Sie investieren weiter in Strategien, Prozesse oder Projekte, die längst gescheitert sind. Doch warum halten Organisationen so hartnäckig an diesen „toten Pferden“ fest?

Warum Organisationen tote Pferde weiterreiten – Beispiele aus der Praxis

Kodak: Vom Marktführer zum Insolvenzfall

Kodak dominierte einst die Welt der Fotografie und erfand sogar die Digitalkamera. Trotz klarer Anzeichen eines digitalen Wandels hielt das Unternehmen krampfhaft an seinem traditionellen Filmgeschäft fest, bis es schließlich insolvent ging. Kodak investierte enorme Summen in ein Geschäftsmodell, das bereits offensichtlich überholt war.

Nokia: Der verpasste Smartphone-Trend

Nokia war über Jahre hinweg Weltmarktführer bei Mobiltelefonen. Doch anstatt rechtzeitig auf den aufkommenden Smartphone-Trend und das Betriebssystem Android zu reagieren, klammerte sich Nokia an sein veraltetes Symbian-System. Erst spät – und zu spät – wechselte Nokia zu Windows Phone. Die Folge: Nokia verlor seinen gesamten Marktanteil an innovative Konkurrenten.

Flughafen BER: Milliarden für ein gescheitertes Projekt

Der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) steht sinnbildlich für organisatorisches Versagen. Jahrelange Verzögerungen, gravierende Baumängel und explodierende Kosten wurden ignoriert. Statt konsequent umzusteuern, wurden immer weitere Milliarden investiert, um ein bereits gescheitertes Projekt „am Leben“ zu halten.

Veraltete Software und Arbeitsmethoden

Viele Unternehmen verharren bei ineffizienten IT-Systemen oder Arbeitsprozessen, obwohl diese längst nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Statt in Innovation zu investieren, fließen Ressourcen kontinuierlich in veraltete Systeme, was langfristig erhebliche Wettbewerbsnachteile verursacht.

Typische Reaktionen auf tote Pferde:

  • Zusätzliche Ressourcen investieren („eine stärkere Peitsche kaufen“)
  • Führungskräfte austauschen („den Reiter wechseln“)
  • Unnötige Komitees gründen, um das Problem zu analysieren, statt es zu lösen
  • Das Problem beschönigen („das tote Pferd ist lediglich 'lebensbeeinträchtigt'“)

Solche Muster entstehen aus Angst vor Gesichtsverlust, organisatorischer Trägheit oder der schlichten Weigerung, unbequeme Wahrheiten zu akzeptieren.

Die folgende Sketchnote zeigt das ganze Ausmaß strategischer Ignoranz – und warum Resonanz der bessere Weg wäre.

Strategische Blindheit im Bild: Wenn Unternehmen tote Pferde reiten statt Resonanz zu zeigen und Ressourcen in Ignoranz versenken.

Kernproblem: Fehlende Resonanz

Organisationen klammern sich an tote Pferde, weil sie ihre strategische Resonanz verloren haben – die Fähigkeit, relevante Signale aus ihrer Umwelt wahrzunehmen und effektiv darauf zu reagieren. Genau hier setzt das Echo-Framework von tantin Consulting an.

Strategische Resonanz bedeutet, aufmerksam und offen zu sein für Signale, die von Märkten, Kunden, Mitarbeitenden und Wettbewerbern ausgehen. Organisationen mit hoher Resonanzfähigkeit nehmen subtile Veränderungen frühzeitig wahr und passen ihre Strategien proaktiv und gezielt an.

Resonanzfähigkeit entwickeln – Drei wirksame Schritte

  1. Radikale Klarheit kultivieren
    Eine Kultur ehrlicher Selbstreflexion ist entscheidend. Organisationen müssen sich unbequemen Wahrheiten stellen, um klare, mutige Entscheidungen treffen zu können. Es braucht Offenheit, kritische Stimmen ernst zu nehmen und konsequent danach zu handeln.
  2. Aktives und achtsames Zuhören fördern
    Resonanz bedeutet nicht, blind jedem Trend hinterherzulaufen, sondern bewusst und gezielt auf relevante Signale zu achten. Organisationen müssen Raum schaffen für echtes Zuhören, sowohl intern als auch extern, um frühzeitig Chancen und Risiken zu identifizieren.
  3. Strategische Selbstüberwindung stärken
    Die Fähigkeit, frühzeitig und konsequent abzusteigen, fordert strategische Selbstüberwindung. Dies bedeutet, den Mut aufzubringen, traditionelle Pfade bewusst zu verlassen, neue Wege auszuprobieren und dabei auch Fehler als Chance zur Weiterentwicklung zu begreifen.

Praxisbeispiel: IBM – Wandel vom Hardware- zum Dienstleistungsunternehmen

IBM war jahrzehntelang ein führender Hersteller von Computerhardware. In den 1990er Jahren erkannte das Unternehmen, dass das klassische Hardwaregeschäft rückläufig war und die Margen sanken. IBM entschied sich, große Teile des Hardwaregeschäfts aufzugeben und sich auf IT-Dienstleistungen, Beratung und Software zu konzentrieren. Dieser radikale Strategiewechsel machte IBM wieder zu einem der erfolgreichsten IT-Unternehmen der Welt – ein klassisches Beispiel für das rechtzeitige „Absteigen vom toten Pferd“ und das Nutzen neuer Chancen.

Fazit: Absteigen, um aufzusteigen – Resonanz als strategischer Wettbewerbsvorteil

Organisationen, die strategische Resonanz ignorieren, verschwenden wertvolle Ressourcen und gefährden langfristig ihre Existenz. Resonanz bedeutet, Veränderungen wahrzunehmen, klare Entscheidungen zu treffen und konsequent umzusetzen. Unternehmen, die Resonanz aktiv praktizieren, erkennen tote Pferde rechtzeitig, steigen mutig ab und verwandeln Herausforderungen in echte Chancen.

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